Pazifistische Stierkämpfer oder Die unblutige Jagd nach der Cocarde

Es gibt Riten und kulturelle Gewohnheiten, die über Jahrtausende hinweg tradiert werden. In Südeuropa beispielsweise besitzt der Stierkult einen quasi religiösen Status, der sich heute vor allem im Stierkampf offenbart. Auch im Rhônedelta, das lange Zeit zur Grafschaft Barcelona gehörte, wird diese Tradition durch die beliebte Course Camarguaise noch immer gepflegt.

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Cepoun de la Bravade - der wahre Herrscher von Saint-Tropez

Statt am Hafen drängen sich die Menschen auf dem kleinen Platz vor dem Rathaus von Saint-Tropez. Pulverdampf liegt in der Luft, es fallen ein paar kurze Kommandos, unterbrochen von Trommelwirbel. Schließlich setzt sich eine feierliche Prozession in Bewegung. Begleitet wird das Spektakel von einem ohrenbetäubenden Gefechtslärm, der in allen Gassen der Altstadt zu hören ist. Die Bravade hat begonnen!

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Höhlenmalereien, die höchste Klippe Frankreichs und Cassis zu Meeresfrüchten - ein Ausflug in die Calanques

Die Calanques gehören zu den spektakulärsten Küstenlandschaften am Mittelmeer. Ein paar Kilometer westlich des beschaulichen Fischerstädtchens Cassis fasziniert ein knappes Dutzend fjordartiger, tief in die Kalksteinfelsen eingeschnittener Buchten, die bis hinüber nach Marseille reichen. Eingerahmt von steil aufragenden weiß leuchtenden Felsen, auf denen Pinien und Aleppokiefern mühsam Halt finden, leuchtet das Meer in einem von türkis über smaragdgrün bis zu nachtblau reichenden Spektrum.

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Sport und Kunst - der französische Teil des Royatals

Es sind gerade einmal zwanzig Kilometer Luftlinie, die zwischen Menton mit seinen palmengesäumten Stränden und blühenden subtropischen Gärten und dem französischen Teil des Royatals, Inbegriff des Aktivtourismus, liegen - tatsächlich trennen die beiden Regionen Welten. Während an der überfüllten Côte d'Azur die meisten Touristen träge in der Sonne liegen, lockt das Royatal mit unberührter Natur und zahlreichen Aktivitäten. Der Bogen spannt sich von Kajakfahren über Bergwandern bis zu Canyoning, einer seit ein paar Jahren hoch im Kurs stehenden Sportart.

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Eine spartanische Sommerfrische mit Tradition. Marseille und seine berühmten Cabanons.

Marseille gilt gemeinhin als ausufernder Moloch, als schillernde Hafenmetropole mit all jenen Verlockungen, die eine mediterrane Großstadt auszeichnen. Doch zum Glück haben sich noch ein paar versteckte Kleinode erhalten, so beispielsweise die Cabanons, winzige Wochenendhäuser, die mindestens so typisch für Marseille sind wie die berühmte Bouillabaisse. Entlang der Mittelmeerküste, die sich im Osten der Stadt vom Vallon des Auffes bis zu den Calanques erstreckt, standen einst mehr als tausend Cabanons, die sich in teilweise wilder Bebauung über die Hügel und rund um die felsigen Buchten zogen. Durch den Bauboom der Nachkriegsjahre hat sich Marseille weit in das Umland hineingefressen, so dass ein großer Teil der Cabanons heute verschwunden sind.

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Auf den Spuren des Schmollmundes

Die französische Mittelmeerküste hat in mehrfacher Hinsicht Filmgeschichte geschrieben. Hier wurde 1895 der erste Kinofilm gedreht, hier finden seit 1939 die berühmten Filmfestspiele von Cannes statt und vor genau 50 Jahren entstand in Saint-Tropez jener Film, der Brigitte Bardot zum Weltstar machte: »Und immer lockt das Weib«.

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Kurz vor dem Überschlagen zu Stein erstarrt. Die Provence ehrt ihren Jahrhundertmaler Paul Cézanne mit zahlreichen Ausstellungen

2006 ist nicht nur das Mozart- und Sigmund-Freud-Jahr, sondern auch das Jahr von Paul Cézanne. Am 23. Oktober jährt sich der Todestag des französischen Impressionisten zum 100. Mal. Ihm zu Ehren hat seine Heimatstadt Aix-en-Provence verschiedene Veranstaltungen unter dem Motto »Un hommage exceptionnel à l'enfant du pays« vorbereitet. Ralf Nestmeyer, der Autor unseres Reiseführers »Provence und Côte d'Azur« (5. Auflage), hat sich in Aix-en-Provence umgesehen.

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Die Librairie Gerstel – ein Stück Exilgeschichte

Direkt am alten Hafen von Saint-Tropez, der in den Sommermonaten den Luxusjachten und ihren Bewunderern vorbehalten ist, zweigt ein kleines Gässchen, die Rue Georges Clémenceau, ab und schlängelt sich zum Place Carnot. Wenn man die Gasse vom Hafen her betritt, ist es allzu leicht, das erste unscheinbare Haus auf der rechten Seite zu übersehen. Nur das mit dunkelbrauner Farbe über die beiden Fenster gemalte librairie wies noch ein paar Jahre auf die einstige Buchhandlung Gerstel hin, die im Herbst 1994 aufgegeben wurde (heute werden hier Klamotten feilgeboten). Mit der Aufgabe der Buchhandlung Gerstel ging auch eine Episode deutschen Exils in Frankreich zu Ende.

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Einkaufsparadiese unter freiem Himmel

Von Wochenmärkten mit ökologisch wertvollen Produkten über Flohmärkte mit bibliophilen Leckerbissen bis hin zu einem sonntäglichen Vogelmarkt, ist Paris eine Stadt der Märkte. Begleiten Sie Ralf Nestmeyer, dem Autor unserer komplett überarbeiteten Neuauflage des gleichnamigen Erfolgstitels, auf seinem Spaziergang durch die zahlreichen Einkaufsparadiesen der Weltstadt, »deren Atmosphäre so vielfältig ist wie die der einzelnen Stadtteile«!

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Ein kulinarischer Streifzug über die Seine-Inseln

Wie zwei steinerne Schiffe liegen die Ile de la Cité und die Ile Saint-Louis in der Seine. Dicht bebaut, von mächtigen Kaimauern geschützt, trotzen sie seit Jahrhunderten den milchig-braunen Fluten. Die Ile de la Cité ist die Keimzelle von Paris. Eine in den Boden vor der Kathedrale Notre-Dame eingelassene Messingplatte weist die Insel als das symbolische Zentrum von Frankreich aus, da alle Entfernungen von diesem Nullkilometer aus gemessen werden. Nur das Herz von Paris schlägt hier nicht mehr.

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Der unbekannte Osten von Paris

Im Gegensatz zum Montmartre und dem Quartier Latin gehört die Gegend um den Canal de Saint Martin und die Place de la République bis heute zu den weißen Flecken auf der touristischen Landkarte. Von den meisten Reisenden achtlos links liegen gelassen, findet sich hier im Osten der Stadt ein authentisches Paris, weit entfernt von den Glitzerwelten der Boulevards und den Treffpunkten der Bohème. Es ist ein Paris der kleinen Leute mit provinziellem Charme, das lange zwischen Stillstand, Armut und Verfall changierte.

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Das Viertel Brick Lane im Zeitraffer seiner Historie

Die Londoner Brick Lane gehört derzeit zu den angesagtesten Vierteln der Stadt. Szeneclubs und Designläden haben sich zwischen den bengalischen »Curry-Houses« angesiedelt und locken immer mehr Menschen in den Osten der englischen Metropole.

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Eine Hotelbesichtigung mit Ralf Nestmeyer

Wer schon einmal in Großbritannien war, weiß, dass die englischen Übernachtungspreise deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegen. Für eine Nacht in einem durchschnittlichen B&B wird oft genauso viel berechnet wie für eine Nacht in einem französischen Landhotel samt Swimmingpool im Garten. Besonders teuer sind natürlich die Hotels in der Themsemetropole, wo man schon von Glück sprechen kann, wenn für eine Nacht in einem passablen Hotel weniger als 75 Euro berechnet werden. Somit herrscht ein großer Bedarf an billigen, aber guten Übernachtungsmöglichkeiten. Diese Lücke zu schließen, versuchen zum Beispiel die Betreiber des in diesem Sommer eröffnenden easyHotels und beschreiten damit eine Vorreiterrolle.

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Ein kritischer Besuch bei Madame Tussaud's

Als vor ein paar Monaten in der neu eröffneten Berliner Niederlassung von Madame Tussaud's ein »Attentat« auf die Wachsfigur von Adolf Hitler verübte wurde und ihr ein 41-jähriger Mann den Kopf abriss, war das Medienecho gewaltig. Tagelang wurde darüber diskutiert, ob man Hitler überhaupt und wenn ja, in welcher Form präsentieren sollte. Die Verantwortlichen bei Madame Tussaud's wiesen die Kritik von sich und erklärten in einer Stellungnahme, die Ausstellung sei grundsätzlich »unpolitisch«. Hitler stehe für einen »entscheidenden Teil der Berliner Geschichte, der nicht verleugnet werden kann«. Doch handelt es sich bei dem Wachsfigurenkabinett wirklich um eine wertfreie Ansammlung berühmter Persönlichkeiten?

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Dirty Weekends im Raumschiff Enterprise

Mindestens einmal im Monat gehen Bryan Yale und Annie Caulfield am Freitagnachmittag zur Londoner Victoria Station, um in den Connex Express zu steigen, der in rekordverdächtigen 49 Minuten nach Brighton fährt, wo die beiden das Wochenende verbringen. Der Innenarchitekt und die Grafikerin liegen mit ihrem Wochenendtrip voll im Trend. Freitag- und Samstagabend brechen zahlreiche Londoner nach Brighton auf, um sich in den Clubs des Seebads zu amüsieren.

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Nicht immer nur Fish & Chips

England gilt gemeinhin nicht als das Land der kulinarisch unbegrenzten Möglichkeiten. Nun, die Londoner Köche haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten ein internationales Renommee erarbeitet, doch in der Provinz dominieren Vokabeln wie »kidney pie«, »sausage«, »cod«, »chips«, »cabbage« und »peas« noch häufig die Speisekarten. Um so erfreulicher ist es, dass sich Cornwall und Devon zu einem Feinschmeckerparadies gewandelt haben.

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Vom Schiffsmastenwald zum Yoghurtbecher, ein Besuch in Le Havre

Der Wind pfeift kalt durch die Straßenfluchten, so dass man die Schultern zusammenzieht und den Kragen hochstülpt. Ein ungemütlicher Sommertag, am Morgen hatte es noch geregnet und auf dem nassen Asphalt spiegeln sich die Wolken. Ein paar Möwen kreischen, und die breiten Alleen mit ihren abweisenden Häuserfronten bieten kaum Schutz gegen die heftigen Windböen, die über den Ärmelkanal fegen.

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Der Nürnberger Christkindlesmarkt im Zeitraffer seiner Geschichte.

Wenn am Freitag vor dem ersten Advent das Nürnberger Christkind seinen Prolog zur Eröffnung des weltweit berühmtesten Weihnachtsmarktes spricht, werden die Bilder der Feierlichkeiten in die ganze Welt übertragen. Selbst den Abendnachrichten ist die Eröffnung einen kurzen Beitrag wert, symbolisiert sie doch den Anbruch der lang ersehnten Weihnachtszeit.

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Das jüdische Fürth. Eine langlebige Eintracht zwischen Katholiken, Protestanten und Juden.

Wer mit offenen Augen durch Fürth schlendert, kann noch an zahlreichen Hauseingängen im oberen Drittel des rechten Türstocks die Stelle erkennen, an der sich einst eine Mesusa befand. Diese kleine Kartusche, die traditionell ein Pergamentröllchen mit einem Bibelzitat enthält und beim Betreten des Hauses geküsst oder berührt wird, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass in dem Haus eine jüdische Familie gelebt hat.

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Bardou - ein Lebenstraum aus Stein

Die sechziger und siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts waren die große Zeit des Aufbruchs: Globetrotter und Hippies zogen durch die Welt, um ihren Traum von einem alternativen, ungebundenen Leben zu verwirklichen. Zum großen Tross der Aussteiger gehörten auch Klaus Ehrhardt und seine aus Amerika stammende Frau Jean, die zusammen mit ihren Kindern Europa und den Mittelmeerraum bereisten.

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